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 Ernährung der Zukunft. Bozen wird zum internationalen Zentrum in der Forschung zur Fermentation von Lebensmitteln

Die Erforschung der Darmmakrobiota, die Wiederverwertung von Reststoffen und die Entwicklung funktioneller und nachhaltiger Lebensmittel: Das sind die wichtigsten Forschungsfelder des neuen Kompetenzzentrums ICOFF – International Centre for Food Fermentations der unibz, das heute im NOI Techpark eröffnet wurde. Ein Exzellenzzentrum, das sich der Forschung und Entwicklung im Bereich fermentierter Lebensmittel widmet und auf der Erfahrung der unibz-Plattform Micro4Food aufbaut. Die angestrebte Positionierung als international führendes Forschungszentrum im Bereich der innovativen Lebensmittelfermentation wird durch die Kooperation mit neun Lebensmittelunternehmen unterstützt, die sich mit jeweils 150.000 Euro an der Finanzierung der Forschungsaktivitäten beteiligen. 
Nachhaltigere, gesündere und nahrhaftere Lebensmittel in gemeinsamen Forschungsprojekten mit einigen der wichtigsten nationalen und internationalen Lebensmittelproduzenten entwickeln – und all dies auf Basis der Fermentation, einer uralten Technik, die mit Hilfe modernster Technologien neu belebt und verfeinert wird. Das ist die Mission eines heute im NOI Techpark eröffneten neuen Kompetenzzentrums der Freien Universität Bozen: ICOFF, das Internationale Zentrum für Lebensmittelfermentation. Geleitet wird das Zentrum von Prof.in Raffaella Di Cagno, Lebensmittelmikrobiologin und Leiterin der Plattform Micro4Food der unibz im Technologiepark.
„Fermentierte Lebensmittel sind seit Jahrtausenden ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung und stoßen heute aufgrund ihrer ernährungsphysiologischen und gesundheitsfördernden Eigenschaften auf großes Interesse von Wissenschaft wie Industrie“, unterstreicht Prof.in Raffaella di Cagno. „Zahlreiche Studien belegen, dass mikrobielle Fermentationen positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben, die Haltbarkeit von Lebensmitteln verbessern und Ausgangspunkt für Produkte mit Mehrwert für Verbraucher:innen und Umwelt sein können. Vor diesem Hintergrund will das ICOFF ein Referenzzentrum für Forschung und Innovation auf dem Gebiet der Lebensmittelfermentation sein und zur Entwicklung neuer, nachhaltiger und gesunder Lösungen für die Lebensmittelindustrie beitragen“, so Di Cagno.
Die Forschungsgebiete des Zentrums
Ziel des Kompetenzzentrums ist es, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit des Lebensmittelsektors zu fördern, die Kreislaufwirtschaft zu stimulieren und das Wohlbefinden der Verbraucher:innen zu verbessern. Eine wichtige Aufgabe von ICOFF wird der Transfer von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Industrie sein. Damit sollen Innovationen auf lokaler wie globaler Ebene entstehen. Zu diesem Zweck wurden Vereinbarungen mit neun Unternehmen des Lebensmittelsektors getroffen. Jedes dieser Unternehmen wird die Forschungsaktivitäten von jungen Forschenden des Kompetenzzentrums mit je 150.000 Euro unterstützen. Im Gegenzug werden diese an Lösungen für konkrete Bedürfnisse der Partnerunternehmen arbeiten. Zu diesen zählen nicht nur führende lokale Unternehmen, sondern auch nationale wie internationale Marktführer: Dr. Schär, VOG products, Mila Südtirol, NSPulse srl, Giuliani, Barilla G. e R. Fratelli S.p.A., Puratos, THT Isnes und What’s cooking.
Die Forschung des ICOFF wird sich auf drei Hauptbereiche konzentrieren: die Entwicklung und Optimierung innovativer Produkte und Prozesse durch die Anwendung mikrobieller Fermentation zur Herstellung neuer funktioneller und haltbarer Lebensmittel; der Forschung zur Wirkung fermentierter Lebensmittel auf das Darmmikrobiom, also die Darmflora, mittels fortschrittlicher Technologien wie dem Human Intestinal Microbial Ecosystem Simulator (SHIME, eine Art „elektronischer Magen“); der Wiederverwertung von Nebenprodukten und der Valorisierung alternativer Rohstoffe sowie die Erforschung des Potenzials der Fermentation zur Umwandlung von Lebensmittelabfällen in nachhaltige Ressourcen.
„Mit der Gründung des Internationalen Zentrums für Lebensmittelfermentation wollen wir nicht nur die Forschung und technologische Innovation im Bereich der Fermentation fördern, sondern auch konkrete Antworten auf die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen und gesunden Lebensmitteln geben“, fügte Di Cagno bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Zentrums hinzu.
„Die Eröffnung des ICOFF ist ein wichtiger Schritt für den Agrar- und Lebensmittelsektor, insbesondere für Südtirol, das reich an kulinarischen Traditionen im Zusammenhang mit fermentierten Lebensmitteln ist und nun eine führende Rolle im internationalen Panorama der Lebensmittelbiotechnologie spielen kann“, sagte der Rektor der Freien Universität Bozen, Prof. Alex Weissensteiner.
Laut Prof. Marco Gobbetti, Dekan der Fakultät für Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften und Chief Scientist des NOI Techpark, ist das neue Zentrum auf dem Weg, ein wissenschaftlicher Bezugspunkt im Lebensmittelsektor zu werden – und zwar nicht nur lokal und national, sondern auch international. „Das ICOFF ist in vielerlei Hinsicht wertvoll: Es ist ein Beispiel für gelungenen Technologietransfer, ein Steckenpferd des NOI, es nutzt und valorisiert Forschungsergebnisse in diesem Sektor, es verleiht der Fakultät Sichtbarkeit und es hat das Potenzial, eine internationale Führungsrolle zu übernehmen“, so Gobbetti.
„Mit dem ICOFF wird die Zusammenarbeit mit der unibz gestärkt; gleichzeitig werden die Technologietransfer-Aktivitäten des NOI Techpark im Bereich Lebensmittel und Gesundheit weiter ausgebaut. Das Zentrum wird uns in die Lage versetzen, weitere wichtige Synergien mit lokalen, nationalen und internationalen Unternehmen zu schaffen. Es erweitert die in unserem Innovationsviertel bereits vorhandenen Kompetenzen und bringt neue ein, die es uns ermöglichen werden, Schlüssellösungen für die Zukunft der Lebensmittel zu entwickeln“, kommentierte Vincent Mauroit, Direktor für Innovation und Technologietransfer im NOI Techpark.
Prof. Carlo Giuseppe Rizzello von der Universität Sapienza in Rom und Mitglied des Leitungsausschusses des ICOFF hob die zahlreichen Projekte im Bereich der Lebensmittelbiotechnologie hervor, die sein Forschungsteam in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit Kolleg:innen der Universität Bozen, insbesondere Prof.in Raffaella Di Cagno und Prof. Marco Gobbetti, durchgeführt hat. „Die operativen Möglichkeiten des ICOFF, an denen ich als Mitglied des Leitungsausschusses direkt beteiligt bin, ermöglichen es, von den wissenschaftlichen Fortschritten zu profitieren, die unser Sektor ausgehend von der traditionellen Fermentation entwickelt hat, indem er sich auf Funktionalität, neue Inhaltsstoffe und die Nachhaltigkeit der Lebensmittelproduktion ausgerichtet hat. Es ist eine Gelegenheit, angewandte Forschung durch gemeinsame Entwicklungen zu betreiben und einen schnellen Dialog zwischen Wissenschaft und Industrie zu ermöglichen.“
Die Stiftung Südtiroler Sparkasse erweist sich einmal mehr als wichtiger Partner für die wirtschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung der Region und wird sich in den ersten drei Jahren mit 150.000 Euro an den Betriebskosten des Zentrums beteiligen. „Wir glauben, dass Forschung und technologische Innovation konkrete Lösungen für eine nachhaltigere Ernährungszukunft bieten können. Die bisherigen Ergebnisse stimmen uns zuversichtlich, dass die Arbeit dieses noch jungen Zentrums weiterhin einen wirksamen Beitrag für die gesamte Lebensmittelkette leisten wird und Motor für weitere Entwicklungen sein kann, die darauf abzielen, neue Meilensteine zu erreichen“, betonte Gerhard Comper, Vorstandsmitglied der Stiftung.
Abschließend erläuterte Stefan Cappelle, Group Fermentation Director bei Puratos, die Gründe für die Entscheidung des Unternehmens, in das neue Kompetenzzentrum zu investieren. „Teil eines internationalen Zentrums für die Fermentation von Lebensmitteln zu sein, ist unerlässlich, um mit den besten Wissenschaftler:innen auf diesen Gebiet zusammenzuarbeiten. Die Fermentierung ist eine uralte Technologie, die heute aus guten Gründen sehr in Mode ist, und wir müssen uns damit beschäftigen, wie wir ihre positive Wirkung künftig verstärkt für unsere Lebensmittel nutzen können.“



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